#1/2019 -Anfang März und der erste Blogbeitrag in diesem Jahr. Ich gelobe Besserung! Immerhin ist unser Instagram-Auftritt dafür richtig schön voll mit Bilder. Dennoch, eigentlich wollte ich schon längst wieder ein paar Beiträge geschrieben habe und ich beginne mit dem sehr kontrovers diskutierten Discover.
Jedes Spiel einzigartig! So steht es auf der Packung und so wurde es mit viel Marketingaufwand auf der Messe in Essen beworben. Entsprechend groß war das Interesse an Discover - zu unentdeckten Landen - ! Ein Spiel ums Überleben für ein bis vier Spieler. Auf der Messe konnte ich es leider nicht richtig testen, aber die ersten flüchtigen Blicke erinnerte mich irgendwie an eine Mischung aus Robinson Crusoe und dem richtig schön gelungenem 7th Continent. Dazu ist es kooperativ! Die Altersangabe 12+ und ein bis zwei Stunden Spielzeit machen Lust auf mehr und erscheinen halbwegs familienfreundlich. Wäre doch gelacht, wenn Linus mit seinen (jetzt 8!) Jahren das nicht auf die Kette kriegt. Und so schnappte ich mir ein Exemplar (womit ich immerhin ein Spiel in Essen gekauft hatte ) ...
Darum geht´s:
Wir Spieler finden uns mit Kopfschmerzen (also im Spiel) auf einem Landfleck/einer Insel wieder. Hinter uns das Meer, vor uns unbekanntes Gebiet soweit das Auge reicht. Wo kommen wir her? - Wissen wir nicht! Eines aber ist klar: Wir müssen irgendwie zurück nach Hause (wo das auch immer ist). Dabei beschäftigt uns vor allen die Suche nach Nahrung, Wasser und einen sicheren Schlafplatz. Das Besondere an Discover ist die individuelle Zusammenstellung jeder einzelnen Box. Die Geländebögen, die zur Verfügung stehenden Charaktere, die Ereigniskarten, Ausrüstungsgegenstände, Tiere und Gegner: Alles wird so zusammen gemixt, dass zwei Spieleboxen nie identisch sein sollen. Und so ist bereits das Öffnen der Box eine Überraschung, denn erst jetzt sehen wir, welche Art von Gelände und welche Karten wir bekommen haben. Dieses "neue" Konzept der Unique Games hat aber auch seine Schwachstellen. Dazu später mehr, jetzt erst einmal auf ins Abenteuer!
Verpackung, Material & Aufbau:
Bevor wir unsere Überlebenskünste so richtig ausleben können ist erst einmal jede Menge auspöppeln angesagt. 34 Spielplan-Teile, um die 250 Plättchen, genauso viele Karten, dazu jede Menge weiterer Kleinteile wollen erst befreit und dann sortiert werden. Das alles braucht erstmalig gute 45 Minuten um endlich spielbereit zu sein. Wirklich schade: Anständige Beutel oder zumindest kleine Tütchen für das ganze Material sind nicht enthalten :( . Zum Glück hat jeder passionierte Brettspieler davon genug auf Vorrat. Positiv erwähnen möchte ich die Charaktertafeln mit den gut gestalteten Schadenanzeigern und genrell über das gesamte Material hinweg die an sich sehr stimmig gezeichnete Illustrationen.
Nach der ganzen Vorbereitung beginnt die Regellektüre. Ist eigentlich ganz gut erklärt, dennoch mussten wir sowohl beim Aufbau als auch immer wieder während des Spiels noch mal ins Regelheft gucken. Hier direkt ein wichtiger Hinweis: auf den Karten und Plättchen sind manchmal kleine Symbole abgedruckt, welche aufeinander Bezug nehmen. Die übersieht man schnell und dann hat es wirklich große Auswirkung auf den Spielablauf. Wir haben deswegen die erste Partie verloren und sind in eine Sackgasse geraten. Sehr ärgerlich - achtet also unbedingt darauf und macht Euch damit vertraut! (gaaaanz am Ende des Blogs dazu noch einen Hinweis. (Eventuell erachtet ihr es als Spoiler, deswegen warne ich mal davor)
Im Regelheft sind fünf einzelne Sennarien enthalten und jedes hat eine kleine eigene Aufbauanleitung. Dann müssen also schon mal entsprechend einige Karten und Ausrüstungsgegenstände aussortiert werden. Die Zusammenstellung der Boxen verursachen dabei schon mal eine gewisse Doppelung einzelner Karten. Das stört aber nicht wirklich. Dennoch, ganz stimmig scheint es nicht. Jeder Spieler sucht sich noch ein Charakter aus ( oder bekommt einen zugelost ) und wir starten am Lagerfeuer. Warum wir dort sind wird nur sehr rudimentär erklärt und was wir genau tun sollen wissen wir überhaupt nicht. Ganz wenig Einleitungstext gibt es, man ahnt irgendwie in welche Richtung es gehen könnte - aber es bleibt schwammig.
So spielt es sich:
Starten wir mal am Morgen des ersten Tages: Unser Charakter hat eine Anzahl von Ausdauerpunkten, welche wir jede Runde komplett ausgeben können (oder ein wenig ansparen) um bestimmte Aktionen durchzuführen. Wir bewegen uns und sammel Gegenstände, wir erkunden und erforschen die Gegend oder wir stellen mit vorhandenen Blaupausen und ausreichend Material bestimmte Gegenstände her. Außerdem können wir noch plündern (andere Spieler die gestorben sind, dazu später mehr), jagen Wild, braten Fleisch, sammeln Wasser oder entfachen ein Feuer.
So bewegen wir uns Schritt für Schritt durch die Hexfelder und über die Karte. Die verschiedenen Geländerarten haben unterschiedliche Bewegungskosten. Die Spielplanteile sind am Anfang alle verdeckt - außer dem Startteil. Erkunden wir einen Spielplanteil wird dieses umgedreht und Rohstoffe sowie weitere Marker werden dort positioniert wo entsprechende Vermerke auf dem Spielplan markiert sind. Dadurch kommt ein wenig Zufall ins Spiel, denn die Marker sind gemischt und werden verdeckt aufgelegt. Einige feste Orte sind bereits auf dem Spielplateil aufgedruckt. Während Linus gerne direkt zum ersten Tier stürzt um dieses zu jagen und dabei einige Rohstoffe aufsammelt, bin ich deutlich vorsichtiger und versuche erst einmal ein wenig die Gegend zu erkunden und mich zu orientieren. Lara haben wir abgestellt um das Feuer zu bewachen und Alex stürzt sich zu einem Schiffswrack, welches ich in meinem Zug aufgedeckt habe.
Kommt es zum Kampf (gegen Tiere, gegen Monster) ist dieser relativ simpel gestaltet: Zwei einfache Würfelwürfe zeigen an, ob man trifft und getroffen wird. Je nach Ausrüstung und Ereignissen kann man einen oder beide Würfel neu werfen. Den Mitspielern bietet sich die Möglichkeit in einen Kampf einzugreifen und einen Boni zu bieten, sofern man in Reichweite steht. Dann kann der kämpfende Charakter zum Beispiel einen Würfelwurf wiederholen.
Jeder Spieler führt alle seine Aktionen direkt nacheinander durch, was wir etwas Schade finden. Wir haben daher eine Variante eingeführt, in der wir mehr oder weniger gleichzeitig ziehen. Macht es natürlich etwas einfacher, da man wesentlich besser aufeinander reagieren kann. War jeder Spieler einmal drann, ist der Tag vorbei und die Nacht steht uns bevor. Hierzu wird eine so genannte "Nachtkarte" gezogen, auf der bestimmte Ereignisse beschrieben sind. So geht mal das Lagerfeuer aus, wir sind besonders durstig oder neue Rohstoffe oder auch Tiere sowie Monster können erscheinen. Außerdem regenerieren wir unsere Ausdauer, mal mehr, mal weniger. Und dann beginnt ein neuer Tag. So erkunden wir nach und nach die gesamte Karte und versuchen irgendwie Zusammenhänge zu erkennen und heraus zu finden, was wir eigentlich tun sollen/müssen um weiter zu kommen. Wir entdecken Gegenstände, welche uns zum Beispiel helfen an bestimmten Orten andere Ergebnisse zu erzielen als wenn wir ohne diese Gegenstände dort wären. Wie bereits oben schon geschrieben müssen die Spieler wirklich darauf achten, hier die Zusammenhänge zu erkennen. Sonst rennt man an wichtigen Lösungsteilen vorbei. Ein wenig wird das Spielgeschehen durch so genannte Questkarten gesteuert. Aber auch hier ist sehr wenig Hintergrundgeschichte vorhanden. Im Wesentlichen beschränkt sich das Spielen auf das sammeln von Wasser und Nahrung und dem Versuch Nachts immer an einem Feuer zu sitzen. Mit mehr Spielern ist dies deutlich leichter und so sollte zwei-Spieler-Runden jeder zu zwei Charakteren greifen.
Als Charakter kann man unterschiedliche Arten von Schaden bekommen, durch Durst und Hunger oder Krankheit und kann diese auch entsprechend wieder heilen. Erhalten wir allerdings richtigen Schaden (zum Beispiel im Kampf), ist zumindest uns ist noch nicht gelungen diesen wieder zu heilen. Erleidet man zu viel Schaden, stirbt man. Ja richtig gelesen: einmal Tod scheidet der Spieler aus. Sehr unglückliches Regelwerk für ein kooperatives Familienspiel. Haben wir deswegen auch direkt als Regel abgewandelt und nutzen da eine Descent-Logik: Der Charakter geht zu Boden und kann nichts mehr machen bis ein anderer Spieler ihm wieder auf die Beine hilft.
Mit ein wenig Glück und viel Kombinationsgabe schaffen wir aber das Ende des Szenarios zu erreichen. Der Wiederspielwert ist da, denn die Geländeteile ordnen sich anders an und man kann durchaus unterschiedliche Strategien im Spiel verfolgen. Allerdings nur, wenn man Lust am "Überleben-Spielen" hat. Nur für die (recht dünne Story) wird es keiner zweimal spielen.
Unser Fazit:
Ja, obwohl es überall zerissen wird mögen wir das Spiel! Eine Wertung bei BGG von 6,1 ist ja nicht besonders gut. Soll man meinen, ist aber eben auch Geschmackssache! Bei uns bleibt das Spiel im Regal und kommt auf den Tisch. Und deswegen hat es sich auch diesen Beitrag verdient. Aber ja: Discover hinterlässt bei uns auch sehr gemischte Gefühle.
Das Entdecken, also aufdecken der Geländeteile, macht schon Laune. Das Spielmaterial, der Spielplan und die Charaktere sind stimmig. Die Anzahl und Möglichkeiten der Aktionen passen zu einem solchen Überlebensspiel. Mit den Charakteren über die Karte ziehen, Ruinen durchsuchen, Ausrüstung finden oder erstellen und für Nahrung und Wassersorgen macht uns richtig Laune. Also als "freies" Überlebensspiel hat es absolut seinen Wert.
ABER: Weniger stimmungsvoll ist die rudimentäre Geschichte, die teilweise sehr konstruierten Zusammenhänge der Gegenstände oder auch das teilweise dubiose Setup an Monstern! Vermutlich durch den Versuch jede Spielbox einmalig zu gestalten entstehen hier Kombination, welche einfach nicht mehr richtig zusammenpassen. Dabei hat das Grundspiel und die Grundidee absolut seine Daseinsberechtigunge. Wir schauen ein wenig über diese Schwächen und dem fehlenden roten Faden hinweg und mögen den puren Überlebenskampf. Sterben gibt’s bei uns nicht, sondern ein Spieler fällt dann in Ohnmacht und kann von anderen Spieler mit Medikamenten wieder aufgestellt werden. Wir ziehen alle mehr oder weniger gleichzeitig. Mit diesem kleinen Anpassungen spielen wir es eigentlich ganz gerne und sind auf andere Karten gespannt. Ob ich allerdings für eine neue Box noch einmal bereit bin Geld auszugeben weiß ich nicht. Eventuell bietet sich irgendwann mal einen Tausch an.
Eine Erweiterung fände ich Klasse, welche einige Regelvarianten einführt (gleichzeitiges ziehen (was uns bei Captain Sonar oder Magic Maze unglaublich gefällt), die Abschaffung der Spielertode, ein etwas komplexeres Kampfsystem mit Modifikationen der Würfelergebnisse (wie bei Munckin, dass ist ebenfalls easy, aber besser) und "Freies Spiel" Szenarien. Als kleine Ergänzungsbox wäre das ein großes Plus für dieses Game.
Das meint Torsten: "Ich mag Überlebenskämpfe. Nicht zu verhungern oder zu verdursten hat für mich seinen Reiz. Einfach ein ganzes Deck an Nachtkarten zu überleben oder eine bestimmte Anzahl Monster zu erlegen! Das freie "vor sich hin spielen" kann hier durchaus überzeugen und macht uns Spaß. Die Grundmechanik im Spiel, die Aktionen, die stimmigen Karten .. das macht mir Laune. Leider enttäuschen mich die Szenarien und die zusammenhangslosen Ereignisse"
Das meint Alex: "Ich mag Robinson Crusoe - gerade wegen seiner Schwierigkeit. Und auch Discover ist knackig (mit unseren Regelanpassungen wird es deutlich freundlicher). Hat man einige Monster an der Backe wird es echt schwierig noch irgendwie konzentriert etwas zu planen. Das Kampfsystem ist echt totaler Mist. Man muss es ja nicht zu kompliziert machen, aber so trivial ist für ein Überlebensspiel, bei dem Kämpfen eine wichtige Rolle spielt, zu wenig"
Das meint Linus (8): "Mir macht es Spaß und ich jage am liebsten Monster und Tiere. Wenn Papa und Mama mir im Kampf helfen, habe ich gute Chancen. Total blöd das ich sterben kann. Die Regel haben wir verändert und spielen es jetzt anders. Gefällt mir so viel besser.
Das meint Lara (13): "Mit den ganzen Karten und Markern und den komischen Ereigniskarten hat mich das Spiel enttäuscht. Ein wenig rumlaufen und Sachen entdecken, super. Auch coole Ereignisse fände ich gut. Aber die Kombination in Discover hat mich mehr verwirrt als das ich es cool finde."
Unser Familien-Rating (1-6, Schulnotensystem): 3
Altersempfehlung: ab 12+ (8+ klappt wenn man ein wenig coacht ;) )
Spieler: 1-4
Preis: ca. 40€
BGG Link: Discover: Lands Unknown
Anleitung: Note 2 *Gut erklärt und reichlich illustriert
Aufbau: Note 3 *Charakter wählen, Szenario lesen und aufbauen. Karten aussortieren, passende Marker heraus legen. Das dauert schon ein paar Minuten, geht aber nach 2-3 Spielrunden
Material: Note 2 *Pappe ist robust, Karten und Marker alle ok. Wir haben immer zu wenig Fleisch und Holz, da hätte man die Marker vielseitiger bedrucken können. Schlecht: Keine Beutel/Tüten zum verstaunen und sortieren! Da wurde am falschen Ende gespart.
Spielerlebnis: Note 3 *Eigentlich würde ich sogar eine 1-2 für die Grundidee und die Grundmechanik geben! Als Überlebens-Spiel hat es seine Darseinsberechtigung und macht ein paar Sachen besser (und verständlicher sowie familienfreundlicher) als zum Beispiel meine persönliche Genre-Referenz Robinson Crusoe. Die Szenarien, die dünne Hintergrundgeschichte, die diffusen Hinweise, die manchmal echt komischen Ereignisse ... das alles ist leider 4 oder schlechter.
Frustgefahr: Note 3 *Ein kooperatives Familiespiel wo ein Spieler ausscheidet wenn er stirbt? Und das geht manchmal echt schnell und lässt sich kaum verhindern? Wer hat sich denn das ausgedacht? Und auch wenn man bestimmte Zusammenhänge nicht erkennt oder Gegenstände und Orte in einer unglücklichen Reihenfolge erkundet bieten sich Sackgassen.
Wiederspielwert: Note 2 *Trotz aller Nachteile: Hoch - sofern man das freie Spielen mag, sich dem Überlebenskampf stellt und die Story so ein wenig nebenher quasi mit erledigt. Dann kann man mit dem Spiel wirklich tolle Stunden erleben. Man muss aber über einige Schwachstellen hinwegsehen. Wer das nicht kann greift zu deutlich stimmigeren Alternativen. Nur leider sind die nicht so familienfreundlich. Discover hat deswegen bei uns den Platz im Regal und behält ihn auch erst einmal - mit der Hoffnung auf eine stimmige Erweiterung.
HINWEIS (kein Spoiler, außer ihr wollt wirklich ALLES selber erfahren und lernen): Die Mechanik im Spiel ist wie folgt: Ihr erkundet z.B. einen Ameisenbau (fiktives Beispiel) und sollte Ereigniskarte 40 aufdecken. Habt ihr aber vorher den toten Ameisenbären gefunden steht auf dessen Karte: Zieht bei einer Karte mit Ameisen die Ereigniskarte eine Nummer höher). Also würdet ihr nun beim Ameisenbau nicht die Karte 40, sondern 41 ziehen. Manchmal funktioniert das auch mit Symbolen. Und das übersieht man auch schnell. Und schön könnt ihr bestimmte Questabschnitte und Aufgaben nicht lösen. Achtet also unbedingt darauf!!
Fotogallerie: