#6/2019 - Minecraft - dieses Phänomen aus der digitalen Welt - hat es als analoges Brettspiel auf unseren Tisch geschafft. Und nach einigen Runden steht fest: Das Spiel ist nicht nur bei uns eingezogen, sondern darf auch bleiben!
Unsere Familienmitglieder (in erster Linie Linus und ich) sind erst spät auf den digitalen Minecaft-Zug aufgesprungen, spielen es aber sehr gerne. Erkundend durch die Welt reisen, Ressourcen abbauen und eigene Bauwerke schaffen, dass macht vor allem gemeinsam wahnsinnig viel Laune. Man kann sich kleinere oder größere Aufgaben vornehmen und gemeinsam an der Umsetzung arbeiten. Da waren wir sehr gespannt auf die Umsetzung und das Spielgefühl der Brettspielvariante. Auf der Spiel 2019 haben wir es dann im Einsatz gesehen, konnten es aber leider mangelns freier Plätze nicht testen. Egal, das Thema und die Lizenz sind stark genug gewesen, es als Blindkauf unter den Tannenbaum zu legen.
Darum geht´s:
Wie beim großen Vorbild (seit 2009) gilt es im wesentlichen eine Welt zu erkunden, Rohstoffe in Form von Blöcken abzubauen und damit Gebäude zu errichten. Und ebenfalls wie beim Vorbild ist die Welt von Monstern bevölkert wie Höhlenspinnen, Skelett-Bogenschützen oder Creeper. Kämpft man gegen diese und gewinnt, erhält man Erfahrungspunkte und weitere Vorteile wie zusätzliche Aktionen oder in der Abschlusswertung weitere Punkte.
Die Welt ist dabei aber recht abstrakt und besteht aus 4x4 Stapel von je vier Kärtchen (Bauwerke- und Monsterplättchen) und auch die abbaubaren Rohstoffe sind ein Würfel aus 64 Holzblöcken (je 16 in 4 Etagen). Unsere Spielfigur kann pro Zug zwei Aktionen durchführen und sich dabei durch dieses 4x4 Raster bewegen, dort Karten umdrehen, Rohstoffblöcke einsammeln, bereits entdeckte (also umgedrehte) Gebäude bauen sowie Monster angreifen.
Siegpunkte bekommt man in den Zügen durch einige Gebäude (direkt beim Bau) oder durch besiegte Monster. Wichtig(er) sind vor allem aber drei Wertungen, welche ausgelöst werden sobald eine bestimmte "Etage" der Rohstoffblöcke aufgenommen wurde. Jetzt ist entscheident, welche Bauwerke man gebaut hat und wo diese auf dem persönlichen Spielplan positioniert wurden. In Wertungsrunde 1 zählen hierbei zusammenhängende Biome (quasi das Hintergrundbild der Bauwerke), in Wertungsrunde 2 sind dies die Beschaffenheit der Bauwerke und in Wertungsrunde 3 die Sorte/Art. Außerdem nicht zu unterschätzen: Im Spiel besiegte Gegner können ebenfalls noch Siegpunkte bringen, z.B. das jede gebaute Brücke noch einmal extra Punkte einbringt. Sind die drei Wertungsrunden ausgelöst, endet das Spiel und der/die Spieler*in mit den meisten Siegpunkten gewinnt.
Kooperativ ist hier nichts, keine gemeinsamen Ziele, keine großartigen Bauwerke, welche man nur im Teamwork gemeinsam errichten kann. Schade, im Grundsatz gäbe es hier bestimmt jede Menge Möglichkeiten spannende Konzepte umzusetzen. Aber auch im Wettkampf gegen die anderen Mitspieler*innen macht es uns durchaus viel Spaß.
Verpackung und Aufbau/Regeln:
Haptisch und optisch gefallen natürlich vor allem die 64 Holzklötzchen (etwas kleiner als ein Standardwürfel). Der Rest sind die besagten Bauwerke und Monster (64 Karten, ungefähr im Memorie-Format) und einige wenige kleinere Marker für Waffen. Die vier Spielpläne für die Mitspier*innen sind leider ziemlich dünn. In Summe aber macht das Material einen anständigen Eindruck. Die Spielfiguren als Pappaufsteller mag ich nicht besonders, ich bin Fan von Meeple oder echten Figuren, aber das mag Geschmacksache sein. Den Kindern ist es recht egal mit was für Figuren sie durch das Raster marschieren ;)
Der Aufbaue besteht im Wesentlichen aus der Vorbereitung des Rohstoffblockes bestehend aus den 64 Holzblöcken. Dazu liegt eine kleine Aufbauhilfe in Form einr Pappform bei. Dennoch muss ein wenig gefummelt werden bis alle 64 kleinen Blöcke einen wohlgeformten großen Block bilden. Macht den Kindern aber sogar noch Spaß!
Die 64 Pappkarten werden gemischt und in besagtes 4x4 Raster gelegt. Mit etwas Platz dazwischen, denn dort bewegen sich unsere Spielfiguren. Noch flott jedem*r Spieler*in den persönlichen Spielplan ausgeteilt sowie das eigene kleine "Kampfdeck". Das besteht am Anfang aus 5 kleinen Pappmarkern, welche drei vergiftete Kartoffeln beinhalten (sind Nieten da kein Kampfwert) sowie zwei Schwerter. Diese Karten werden bei jedem Kampf blind gezogen, und zwar normaler Weise drei Stück. Sammelt man Waffen ein, wird der Stapel besser. Quasi eine Art Mini-Deckbuilder ;)
Die Anleitung führt gut illustriert und in sinnvollen Schritten durch Spielaufbau und die Spielzüge. Das genaue Vorgehen der Punktwertung mussten wir 2-3x durchlesen/nachlesen, aber dann war das auch alles klar.
So spielt es sich:
Zu Beginn ist der eigene Spielplan leer und man startet im 4x4 Raster, in dem auch noch keine Karte umgedreht, also entdeckt wurde. Zwei Aktion können nun durchgeführt werden:
- sich im 4x4 Raster 0-2 Felder (Kreuzungspunkte) bewegen und alle angrenzenden vier Karten aufdecken
- einen Rohstoffblock nehmen (sofern dieser oben und an zwei Seiten frei liegt, hat was von Mahjong)
- eine Waffe nehmen, sofern man entsprechend am Rand steht
- ein Bauwerk errichten (wenn man die nötigen Rohstoffe hat) oder
- gegen ein ausliegendes Monster kämpfen.
Ganz spannend zu sehen, dass Linus sich zum Beispiel nicht wie erwartet auf Monsterjagd begibt, sondern vor allem gezielt versucht Bauwerke zu errichten. Lara hingegen sammelt primär Waffen und kämpft gerne. Die bisherigen Runden allerdings haben gezeigt, dass durchaus einige Bauwerke benötigt werden um am Ende auch den Sieg zu erzielen. Ein guter Mix aus Bauaktivität und einiger Kämpfen ist hier bisher der Königsweg.
Wird der letzte Rohstoffblock aus der ersten Etage genommen, wird eine Wertung ausgelöst. Jetzt zählt es: Wie viele Bauwerke liegen auf dem eigenen Plan, sind diese miteinander verbunden (Seite an Seite) und welche Wertigkeit haben diese? In Wertungsrunde 1 zählt noch die Art des Biom, also z.B. Wald oder Tundra. Da Wald einfacher zu bekommen ist, ist jedes Waldfeld aber auch weniger Wert als z.B. Tundra-Felder. Der/die Spieler*in darf entscheiden, was genau gewertet werden soll.
Danach gilt es sich für die zweite und dritte Wertungsrunde zu rüsten. Wer hier geschickt kombiniert und weitsichtig baut und plant, hat sehr gute Chancen auf den Sieg. Gegenseitig kann man sich auf dem Spielfeld nicht in die Quere kommen, allerdings klaut man sich schon man gerne gegenseitig die Bauwerke weg oder natürlich die Rohstoffe, insbesondere grüne Blöcke, denn diese stehen für Smaragd und sind als Joker zu nutzen.
Unser Fazit:
Leider hat Minecraft Builders & Biomes keinen kooperativen Anteil. Es kombiniert einige Mechaniken und hat schöne Ansätze, z.B. der Kampf ist einfach, aber durchaus doch spannend gelöst. Das Spiel richtet sich in der Komplexität klar an Familien und ist durchaus auch ab 7 Jahren spielbar. Schwierig in dem Sinne ist nur die Planung der maximal zu erzielenden Punkte und das koordinierte Vorgehen um diese zu erreichen.
Noch etwas anspruchsvoller wird es, wenn man gezielt andere Spieler*innen daran hindern möchte, die eigenen Pläne umzusetzen. Sicherlich ein Aspekt, der zum Spiel gehört und um den eigenen Sieg abzusichern. Aber so spielen wir bei uns am Tisch eigentlich nicht. Geärgert werden die anderen eher zufällig, aber selten mit Absicht. Spielt man aber wirklich auf maximale Punktzahl und stört die anderen gezielt, ist die Altersangabe 10+ wohl gerechtfertigt. Denn dazu muss man dann doch recht viel neben den eigenen Schritten die Mitspieler*innen und deren Punktestrategie beobachten.
Wir spielen es aber "locker vor uns hin", fiebern bei Kämpfen mit (oder halten zum Monster), schnappen uns manchmal Bauwerke und Rohstoffe vor der Nase weg - planen aber im wesentlichen für uns selber und ohne böse Absichten. In dieser Form ein wunderbares Spiel, welches Minecraft-Fans ein wenig Wiedererkennungswert bietet. Es ist aber keine Umsetzung des digitalen Spielerlebnisse in die analoge Welt. Das wäre (familientauglich) sicherlich auch nicht möglich. Ein Minecraft Expertenspiel oder eine kooperative Varianten wäre allerdings in der Zukunft eine spannende Variante, welche sicher auch ihre Kundschaft finden würde.
Das meint Torsten: "Das Spiel hat in Summe weniger vom digitalen Vorbild als erhofft. Aber lehnt sich schön an, bietet Wiedererkennungswert. Es ist schnell zu lernen und zu spielen, für den Sieg muss man allerdings schon ein wenig geschickt seine Bauwerke planen und klug mit weiteren Siegpunkte-Möglichkeiten kombinieren."
Das meint Alex: "Schönes, einfaches Spiel. Der Kampf ist schön gelöst. Ein wenig Planung , aber nie steckt man richtig im Dilemma. Eine schwache erste Wertung kann man später in Wertungsrunde 2/3 noch aufholen. Wenig Frustfaktor, also alles zusammengenommen ein gut geeignetes Familienspiel. "
Das meint Linus (8): "Der Haufen mit den Rohstoffblöcken finde ich cool, außerdem die Kampfkarten. Auf dem eigenen Spielplan die Bauwerke zu errichten macht Spaß und man muss ein wenig ausprobieren wie es am meisten Punkte bringt."
Das meint Lara (13): "Ich mag Minecraft - aber eigentlich nur im kreativen Modus. Da kann man beliebig bauen und muss sich um sonst nichts kümmern. Davon hat das Brettspiel leider überhaupt nichts. Auch dauert es mir ein wenig zu lange. Ich spiele es aber mal gerne eine Runde mit. "
Unser Familien-Rating (1-6, Schulnotensystem): 2
Altersempfehlung: ab 10+ (mit einfacher Wertung auch schon 7+)
Spieler: 2-4
Preis: ca. 29,99€
BGG Link: Minecraft Builders & Biomes
Brettspiel-Angebote: Minecraft Builders & Biomes
Anleitung: Note 2 *Gut strukturiert, kurz, knackig, aber alles drinnen was man wissen muss
Aufbau: Note 2-3* Aufbau mit den ganzen Plättchen lässt sich gut zusammen erledigen
Material: Note 2 *Pappe durchgängig dick genug, nichts biegt sich, passt
Spielerlebnis: Note 3 *Schöne, schnelle Runden. 30 Min, gut ab 7+ mit Aufgaben, ab 5+ wenn es nur ums puzzlen geht
Frustgefahr: Note 2 *Ärgerlich, wenn die anderen Spieler*innen einem das letzte wichtige Gehege vor der Nase wegschnappen, aber das gehört absolut dazu
Wiederspielwert: Note 3 *Da jeder Ablauf sich etwas anders gestaltet kommt keine Langeweile auf, der schnelle Aufbau und die schnellen Runden lassen immer wieder gerne zu Bärenpark greifen.
Fotogallerie:
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